
Wenn du einen Onlineshop betreibst — etwa über Amazon, Shopify oder andere Plattformen —, dann ist das Thema Betriebsprüfung im E-Commerce keineswegs abstrakt. Im Gegenteil: Es kann dein Geschäftsmodell existenziell bedrohen. In diesem Blogbeitrag zeige ich dir, wie typisches Fehlverhalten in der Buchhaltung zu hohen Umsatzsteuernachzahlungen führt, wer haftet und was du konkret tun kannst, um Risiken zu minimieren.
Es läuft so: Eine Betriebsprüfung wird angekündigt. Du denkst, alles ist in Ordnung. Doch dann kommt das böse Erwachen – insbesondere wenn deine Buchhaltung nicht sauber geführt wurde oder von einem externen Dienstleister erstellt worden ist. Typischer Fehler: Bei Amazon-Verkäufen wurde nur die Auszahlung als Umsatz erfasst – also der Betrag, der dir ausgezahlt wurde. Was oft übersehen wird: Amazon zieht vorher Gebühren ab.
Das Resultat: Deine Bemessungsgrundlage für die Umsatzsteuer ist zu niedrig angesetzt – im konkreten Fall über 40 % zu wenig Umsatzsteuer ausgewiesen. Das führt zu fünfstelligen Steuernachzahlungen.
Der Fehler betrifft vor allem die Jahre vor August 2024, denn ab diesem Zeitpunkt hat Amazon seine Abrechnungsart geändert — der Fehler ist danach zwar noch möglich, aber nicht mehr so extrem.
Diese Situation kannst du dir nicht leisten: Umsatzsteuernachzahlung = Liquidität geht verloren, Existenzgefährdung steigt.
Viele Händler fragen: „Ist nicht der Steuerberater schuld?“ Tatsächlich: Ja, der Steuerberater hat definitiv mitversagt – etwa durch falsche Beratung oder mangelhafte Prüfung der Buchhaltung. Aber haftet der Steuerberater für die Steuerschuld? Nein. Laut Praxis haftest du als Unternehmer vollständig. Warum?
Für die Steuerschuld – hier Umsatzsteuer –, haftest du selbst.
Der Steuerberater haftet lediglich für Schäden, die aufgrund seiner Beratung entstanden sind (z. B. Zinsen, Verspätungszuschläge, Geldauflage im Steuerstrafverfahren).
Aber nicht für die Steuer selbst, da du die Steuer ursprünglich nicht oder nicht korrekt gezahlt hast – d.h. du hattest einen Finanzierungsvorteil.
Wenn du das Geld bereits ausgegeben oder privat verwendet hast, bist du in einer schwierigen Situation.
Fazit: Auch wenn dein Steuerberater Fehler gemacht hat, bleibst du mit der Steuerforderung beim Finanzamt im Fokus.
Die Umsatzsteuer ist anders als z. B. Einkommenssteuer: Sie wird vom Händler für das Finanzamt vereinnahmt. Das Finanzamt sieht dich hier als treuhänderischer Zahler. Das heißt:
Stundung/Ratenzahlung sind extrem selten genehmigt.
Wenn du nicht zahlst, kommt schnell eine Mahnung => Ankündigung der Zwangsvollstreckung => Pfändung – häufig am Freitag, damit du das Wochenende nichts mehr richten kannst.
Konto- und Kontopfändungen sind keine Seltenheit. Und wenn Plattformen wie Amazon, PayPal oder Shopify betroffen sind, sperrt man deinen Verkauf – und damit dein Geschäftsmodell.
Kurz gesagt: Die Umsatzsteuer-Betriebsprüfung ist keine Kleinigkeit. Die Konsequenzen sind existenziell.
Gehen wir Schritt für Schritt durch, wie dieser häufige Fehler entsteht:
Amazon zahlt dir eine Auszahlung – z. B. 1.000 €.
Du buchst diese Auszahlung als Umsatzerlös von 1.000 €.
Amazon hatte aber vorher z. B. 300 € Gebühren abgezogen. Deine tatsächliche Bemessungsgrundlage für Umsatzsteuer war also 1.300 €.
Du hast die Umsatzsteuer nur auf 1.000 € berechnet – damit 300 € fehlen.
In einer Prüfung wird die Differenz nachgefordert – mit Zinsen und weiteren Kosten.
Dieser Fehler betrifft vor allem vergangene Jahre. In vielen Fällen steht eine Nachzahlung im fünfstelligen Bereich im Raum.
Wenn du nicht entsprechend vorbereitet bist, kann das so aussehen:
Du erhältst einen Prüfungsbescheid mit Nachforderung von Umsatzsteuer inklusive Zinsen.
Das Finanzamt erlässt Mahnung und Ankündigung der Pfändung.
Dein Bankkonto wird gepfändet, Einnahmen gehen sofort an das Finanzamt – du hast keine Kontrolle mehr.
Verkaufskanäle wie Amazon, PayPal oder Shopify werden von Drittschuldnerpfändungen betroffen: Dein Geschäft steht still.
Deine Liquidität ist blockiert, Rückzahlungen (Miete, Darlehen, Investitionen) stehen aus – existenzielle Krise.
Diese Kaskade: Prüfung → Nachforderung → Kontopfändung → Geschäfts- und Lebenskrise – sie passiert häufiger als man denkt.
Damit du nicht in eine solche Lage gerätst oder im Ernstfall besser vorbereitet bist, solltest du folgende Punkte prüfen:
Kannst du nachweisen, wie deine Umsätze entstanden sind (z. B. verschiedene Auszahlungsposten, Gebühren, Rücksendungen)?
Stimmt die Bemessungsgrundlage für die Umsatzsteuer wirklich mit den Plattformunterlagen überein?
Gibt es eine Jahres- oder Mehrjahresanalyse deiner Umsätze und Steuern?
Hast du bei Plattformen wie Amazon ab August 2024 die geänderte Abrechnung berücksichtigt?
Wie ist dein Liquiditäts- und Risikomanagement: Hättest du bei Nachforderungen noch Reserven?
Wer begleitet dich steuerlich bei Prüfungen, Buchhaltung und Nachbearbeitung? Ist der Dienstleister qualifiziert?
Falls du in einer Prüfung bist: Bist du aktiv mit dem Finanzamt im Gespräch – besser noch persönlich erreichbar, bevor Mahnungen kommen?
Wenn die Prüfung läuft oder kurz bevorsteht, sind folgende Schritte entscheidend:
Sofort handeln – Warte nicht ab, bis der Bescheid kommt.
Kommunikation mit dem Finanzamt – Persönlich anrufen, transparent sein. Je früher du dich meldest, desto eher lehnst du dich nicht einfach zurück.
Liquidität sichern – Mach dir klar, wie hoch mögliche Forderungen sein könnten und ob du darauf vorbereitet bist.
Unterstützung holen – Wenn dein Steuerberater unsicher ist, hol dir spezialisierte Beratung.
Verkaufskanäle sichern – Achte darauf, dass deine Plattform-Konten nicht durch Drittschuldnermaßnahmen gesperrt werden.
Ursachenanalyse durchführen – Warum kam der Fehler zustande? Welche Systeme, Prozesse oder Dienstleister waren beteiligt?
Wenn du da strategisch vorgehst, minimierst du dein Risiko und kannst besser reagieren.
Prävention kostet dich deutlich weniger als eine Betriebsprüfung mit anschließendem Schaden. Wenn du deine Prozesse jetzt sauber aufstellst, vermeidest du Nachforderungen, Liquiditätsengpässe und existenzielle Risiken.
Gerade als Onlinehändler mit digitalen Geschäftsmodellen solltest du das Thema Umsatzsteuer-Buchhaltung, Plattformverkäufe, Gebührenabzug, Mehrwertsteuerbemessungsgrundlage permanent im Blick haben.
Ja, dein Steuerberater macht Fehler – aber am Ende haftest du. Gerade im E-Commerce mit Plattformverkäufen, Gebühren und automatisierten Auszahlungen liegen die Stolperfallen nahe. Wenn du diese nicht erkennst, kann eine Betriebsprüfung das Business gefährden.
Sorge vor: Prüfe deine Buchhaltung, kenne deine Umsatzentwicklung, analysiere Plattformabrechnungen und stelle dich auf den Ernstfall ein.
Wenn du Fragen hast zum Thema Betriebsprüfung im E-Commerce, zur korrekten Umsatzsteuer-Bemessungsgrundlage oder zu den Folgen für dein Geschäftsmodell: Kontaktiere mich. Buche jetzt ein Beratungsgespräch mit mir, damit wir gemeinsam deine Risiken aufdecken und eine Strategie für deine Sicherheit entwickeln.
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