Etsy - digitale Produkte und Steuern

Veröffentlicht am 1. Juli 2025
Etsy - digitale Produkte und Steuern

Der Verkauf digitaler Produkte auf Etsy boomt – und das zu Recht: Kein Lager, keine Versandkosten, hohe Marge. Doch während der kreative Teil Spaß macht, sind steuerliche Fehler hier keine Kleinigkeit. Viele Onlinehändler übersehen, dass der Verkauf über Etsy steuerlich anders behandelt wird als der klassische Direktverkauf im eigenen Onlineshop.

In diesem Beitrag erfährst du, wie die umsatzsteuerliche Behandlung bei digitalen Produkten über Etsy funktioniert, was du beim Thema Rechnungsstellung beachten musst, wie Etsy als Wiederverkäufer auftritt – und warum das alles nicht einfach „durch Etsy erledigt“ ist, sondern sauber dokumentiert gehört.

Digitale Produkte auf Etsy – was ist das überhaupt?

Zuerst: Was sind digitale Produkte bzw. digitale Artikel?

Typisch sind z. B.:

  • PDFs (Planer, Kalender, Checklisten)
  • Canva-Vorlagen (z. B. Instagram-Templates, Lebensläufe)
  • Digitale Kunst, Sticker, E-Books
  • Audiodateien, Lehrmaterialien oder Presets

Der Kunde kauft – und erhält unmittelbar nach Zahlung einen automatischen Download-Link von Etsy. Das macht digitale Artikel aus.

Verkauf über Etsy: Wer ist eigentlich der Käufer?

Beim Verkauf digitaler Produkte an Endkunden ist Etsy selbst der Käufer deiner Leistung.

Das bedeutet:

  • Du verkaufst nicht an den Endkunden, sondern an Etsy als Plattformbetreiber.
  • Etsy verkauft das Produkt dann in eigenem Namen weiter – inklusive Abwicklung der Umsatzsteuer an den Endkunden.
  • Es handelt sich um ein B2B-Geschäft zwischen dir als Verkäufer und Etsy (mit Sitz z. B. in Irland).

Diese Umstellung gilt für alle digitalen Produkte, die über Etsy verkauft werden – ganz egal, ob PDF, Canva-Vorlage oder E-Book.

Hilfe dazu findest Du hier: Etsy-Hilfe: Umsatzsteuer für digitale Artikel

1. Du musst Etsy eine Rechnung stellen – nicht dem Endkunden

Da Etsy der Leistungsempfänger ist, musst du deine Leistung an Etsy fakturieren.

  • Die Rechnung wird ohne deutsche Umsatzsteuer ausgestellt
  • Der Hinweis „Leistungsort nicht im Inland gemäß § 3a Abs. 2 UStG“ ist verpflichtend
  • Der Ort der Leistungserbringung liegt außerhalb Deutschlands – Etsy sitzt z. B. in Irland

Ein korrekter Rechnungstext kann z. B. so lauten:

„Rechnung über digitale Leistung gemäß § 3a Abs. 2 UStG – Leistungsempfänger ist ein Unternehmer im EU-Ausland (Reverse-Charge-Verfahren). Keine Umsatzsteuer ausgewiesen.“

2. Umsatzmeldung in der Buchhaltung

Auch wenn du keine deutsche Umsatzsteuer abführst, musst du diesen Umsatz korrekt buchen.

Typischer Buchungssatz in der Praxis (DATEV-SK03):

8400 (Erlöse aus dem innergemeinschaftlichen Ausland) an 1200 (Bank) Zusätzlich musst du prüfen, ob Etsy in der Zusammenfassenden Meldung (ZM) angegeben werden muss – in der Regel ja, mit Etsy's Umsatzsteuer-ID.

3. Etsy übernimmt die Umsatzsteuer für Endkunden bei digitale Artikel

Das ist der große Vorteil für dich: Du musst dich nicht um die Umsatzsteuer im Zielland kümmern – Etsy wickelt das vollständig ab. Das bedeutet:

  • Etsy berechnet die Umsatzsteuer nach den jeweiligen lokalen Regeln (z. B. 21 % in NL, 19 % in DE, 25 % in DK usw.)
  • Etsy meldet diese Steuer über das One-Stop-Shop-Verfahren (OSS)
  • Du musst nichts in den EU-Mitgliedsstaaten anmelden – solange du rein digitale Produkte über Etsy verkaufst

Achtung: Wenn du digitale Produkte auch außerhalb von Etsy verkaufst (z. B. über deine eigene Webseite), brauchst du ggf. eigene OSS-Meldungen. Hier solltest du dich steuerlich begleiten lassen.

1. Gewerbeanmeldung ist Pflicht

Auch der Verkauf digitaler Produkte ist kein Hobby, sondern eine gewerbliche Tätigkeit. Selbst wenn du nur Vorlagen erstellst oder E-Books verkaufst – du brauchst:

  • Gewerbeanmeldung beim zuständigen Amt
  • Steuernummer vom Finanzamt
  • Umsatzsteuer-ID (vor allem bei EU-Verkäufen Pflicht)

2. Kleinunternehmerregelung? Nur bedingt sinnvoll

Wer unter 22.000 € Umsatz im Jahr liegt, kann sich auf die Kleinunternehmerregelung berufen – aber Vorsicht: Bei Verkäufen an Etsy ergibt das keinen praktischen Vorteil, da du Etsy ohnehin nettorechnest (ohne Umsatzsteuer).

Und: Du darfst dann auch keine Rechnungen mit Umsatzsteuer ausstellen – was beim Verkauf außerhalb von Etsy (z. B. über deine Webseite) schnell zum Problem wird.

Empfehlung aus der Praxis: Regelbesteuerung ab dem ersten Tag – dann kannst du auch Vorsteuer ziehen und vermeidest spätere Umstellungen.

Besonderheit: Nutzung von Canva für Etsy-Produkte

Viele Verkäufer nutzen Canva, um digitale Produkte zu gestalten. Auch hier gibt es steuerlich und rechtlich einiges zu beachten.

Was ist erlaubt?

  • Die kommerzielle Nutzung von Canva (auch der Pro-Version) ist grundsätzlich erlaubt
  • Du darfst Vorlagen als Teil eigener Designs verkaufen (z. B. Kalender, Worksheets, digitale Planer)

Was ist nicht erlaubt?

  • Verkauf von unveränderten Vorlagen
  • Nutzung von Canva-Elementen (Fotos, Icons etc.) ohne eigene kreative Leistung
  • Weitergabe von .cnv-Links als „Produkt“ ist häufig ein Lizenzverstoß

Kurz: Gestalte deine Produkte eigenständig, selbst wenn du Canva nutzt – sonst droht Ärger mit Urheberrecht und Plattform.

Hier solltest Du Dich unbedingt im Vorfeld informieren. Zum Beispiel bei der IT Recht Kanzlei.

Steuerliche Vorteile durch Etsy als Mittler?

Ja. Für dich als Verkäufer bringt das Modell „Etsy kauft – Etsy verkauft“ steuerlich einige Vorteile:

Kein Aufwand für OSS oder ausländische USt

Keine Rechnungsstellung an Hunderte Endkunden

Kein Risiko bei fehlerhafter USt-Berechnung

Einfache Abrechnung in der Buchhaltung

Fokus auf Produktentwicklung und Shop-Wachstum Aber: Du musst deine Buchhaltung korrekt aufsetzen. Etsy-Zahlungen, Gebühren, Währungsumrechnungen und Kommissionen müssen richtig verbucht werden – sonst passt das betriebliche Ergebnis nicht.

Fazit: Etsy und Steuern – kein Hexenwerk, aber klare Regeln

Wenn du digitale Produkte über Etsy verkaufst, hast du mit Etsy einen starken Partner – auch steuerlich. Etsy tritt beim Verkauf digitaler Inhalte als Wiederverkäufer auf und übernimmt die gesamte Umsatzsteuerabwicklung gegenüber dem Endkunden.

Du musst Etsy korrekt nettorechnend abrechnen, mit Hinweis auf den Leistungsort außerhalb Deutschlands, und deine Umsätze sauber verbuchen. Die eigene Umsatzsteueranmeldung bleibt dir bei digitalen Produkten über Etsy erspart – aber nur, wenn du ausschließlich über Etsy verkaufst.

Wenn du mehrere Plattformen nutzt oder z. B. über Shopify, WooCommerce oder Coachy ebenfalls digitale Inhalte anbietest, wird es komplexer – dann brauchst du ein durchdachtes Umsatzsteuerkonzept (z. B. über OSS oder Drittlandsverkäufe).

Mein Tipp als Steuerberater für E-Commerce: Lass die Technik machen, was sie kann – aber übernimm Verantwortung für deine steuerliche Struktur. Ein sauber aufgesetztes Setup spart dir später Zeit, Geld und Nerven.

Verkaufst Du digitale Produkte? Dann sind die vorstehenden Punkte für Dich essenziell!

Hast du Fragen zu diesem Bereich, dann buche Dir gerne einen Termin bei mir!

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