Standortwahl für Kapitalgesellschaften – Mehr als nur eine Adresse

Veröffentlicht am 9. Oktober 2023
Standortwahl für Kapitalgesellschaften – Mehr als nur eine Adresse

Die Wahl des Firmensitzes einer Kapitalgesellschaft kann weitreichende Auswirkungen haben, insbesondere im Hinblick auf die steuerliche Belastung. Der Standort bestimmt nicht nur die Sichtbarkeit und Erreichbarkeit eines Unternehmens, sondern kann auch entscheidend sein für die Höhe der zu entrichtenden Gewerbesteuer. In Deutschland gibt es hier erhebliche Unterschiede, weshalb die Standortwahl strategisch wichtig ist.

Die Wahl des Standorts einer Kapitalgesellschaft kann die Steuerbelastung deutlich verändern.

Deutschland ist ein föderales Land, in dem Gemeinden und Städte in bestimmten Bereichen ihre eigenen Entscheidungen treffen können. Eine dieser Entscheidungen betrifft den Gewerbesteuerhebesatz, den jede Gemeinde autonom festlegt. Daher kann es vorkommen, dass zwei benachbarte Gemeinden stark divergierende Gewerbesteuerhebesätze haben.

Für Kapitalgesellschaften, die Gewerbesteuer zahlen müssen, kann dies bedeuten, dass ein Wechsel des Standorts innerhalb von wenigen Kilometern die Steuerlast signifikant verändert. Dies bietet natürlich eine interessante Möglichkeit zur Steueroptimierung.

Alle wichtigen geschäftlichen Entscheidungen müssen an dem Standort getroffen werden, an dem die Kapitalgesellschaft ihren Sitz hat

Ein wichtiger Punkt, der bei der Wahl des Standorts zu berücksichtigen ist, ist der Ort der Geschäftsleitung. Dieser Ort bestimmt, wo die Kapitalgesellschaft steuerlich ansässig ist und wo sie ihre Gewerbesteuer abführt. Das bedeutet, dass die wesentlichen Entscheidungen des Unternehmens an diesem Ort getroffen werden müssen. Es geht hierbei nicht nur um formelle Meetings oder die Unterzeichnung von Verträgen, sondern auch um strategische Entscheidungen, Personalentscheidungen und andere relevante Managemententscheidungen.

Eine reine Briefkastenadresse reicht nicht aus und wird verworfen

Das Finanzamt schaut bei der Feststellung des Orts der Geschäftsleitung sehr genau hin. Eine einfache Briefkastenadresse oder ein alleiniges Schild an einem Gebäude genügen nicht, um den Sitz einer Kapitalgesellschaft zu begründen. Wenn der tatsächliche Ort der Geschäftsleitung an einem anderen Ort liegt, wird das Finanzamt die gewählte Adresse ignorieren und den tatsächlichen Ort als Sitz der Kapitalgesellschaft ansehen.

Für größere Unternehmen mit vielen Mitarbeitern ist es sehr einfach, sich auf diese Art Steuererleichterungen zu verschaffen

Größere Unternehmen, Holding-Gesellschaften und Konzerne haben oft verschiedene Abteilungen und Niederlassungen. Dies bietet ihnen die Flexibilität, die Geschäftsleitung an einem Standort mit einem günstigeren Gewerbesteuerhebesatz zu positionieren, während der Großteil des operativen Geschäfts möglicherweise an einem anderen Ort stattfindet. Hierdurch können erhebliche Steuerersparnisse realisiert werden, ohne das operative Geschäft zu beeinträchtigen.

Monheim, eine der bekanntesten Gewerbesteuer Oasen in Deutschland

Monheim am Rhein, gelegen zwischen Düsseldorf und Leverkusen in Nordrhein-Westfalen, hat sich in den letzten Jahren als eine der bekanntesten Gewerbesteuer-Oasen Deutschlands etabliert. Mit einem strategischen Schritt, den Gewerbesteuerhebesatz signifikant zu senken, gelang es der Stadt, zahlreiche Unternehmen anzuziehen und ihre wirtschaftliche Position erheblich zu stärken. Der extrem niedrige Hebesatz von nur 250% (Stand 10/2023) stellt im Vergleich zu vielen anderen deutschen Kommunen einen erheblichen Wettbewerbsvorteil dar. Durch die Ansiedlung großer, steuerstarker Unternehmen konnte Monheim am Rhein zudem seine städtische Infrastruktur verbessern und finanzielle Rücklagen bilden. Dieses Modell zeigt eindrücklich, wie eine strategische Steuerpolitik das Profil und die Wirtschaftskraft einer Stadt nachhaltig verändern kann.

Vermieter machen häufig falsche Versprechen – Vorsicht

Die Attraktivität von Gemeinden mit niedrigen Gewerbesteuerhebesätzen hat in Deutschland eine besondere Nische im Immobilienmarkt entstehen lassen. Viele Vermieter haben erkannt, dass Unternehmen bereit sind, für Adressen und kleine Büros in diesen bevorzugten Gemeinden zu zahlen, und haben dies zu einem lukrativen Geschäftsfeld entwickelt. Doch wie so oft, wo schneller Profit winkt, gibt es auch schwarze Schafe unter den Anbietern. Einige dieser Vermieter locken mit Versprechungen, die nicht den tatsächlichen Gegebenheiten entsprechen. Sie behaupten beispielsweise, dass ein einfacher Briefkasten ausreichen würde, um die steuerlichen Vorteile in Anspruch nehmen zu können. Doch das ist irreführend und nicht korrekt. Das Finanzamt achtet streng darauf, dass Unternehmen nicht nur eine Scheinadresse, sondern einen tatsächlichen Geschäftsbetrieb vor Ort haben. Unternehmen sollten daher vorsichtig sein und sich nicht von vermeintlich günstigen Angeboten täuschen lassen, die später zu unerwarteten steuerlichen Konsequenzen führen können.

 

Deutschland Standortfaktoren

Quelle: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/249358/umfrage/bewertung-der-qualitaet-der-standortfaktoren-deutschlands-durch-investoren/

 

Fazit

Die Standortwahl einer Kapitalgesellschaft ist ein wichtiges strategisches Entscheidungskriterium. Neben betriebswirtschaftlichen und logistischen Überlegungen spielen steuerliche Aspekte eine zentrale Rolle. Unternehmen, die sich intensiv mit diesem Thema auseinandersetzen, können ihre Steuerbelastung optimieren und somit ihre Wettbewerbsfähigkeit erhöhen. Dabei sollten sie jedoch stets die rechtlichen Rahmenbedingungen beachten und darauf achten, dass die Wahl des Standorts nicht nur aus steuerlichen Gründen, sondern auch im Einklang mit den betrieblichen Erfordernissen und der Unternehmensstrategie erfolgt.

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